Schweizer Pioniere in Myanmar

Posted on

Reisen liegt in der Natur des Berufs einer Kaffeehändlerin. Bereits 24 Stunden nach meiner Ankunft in Myanmar befinde ich mich wieder am Flughafen, dieses Mal aber im Terminal für Inlandflüge.

Meine Flugagentin hat mir in letzter Minute einen Schnäppchenflug für die Strecke Yangon-Mandalay gesichert. Als ich am Gate ankomme, fällt mir eine Vielzahl japanischer Touristen auf. Dagegen sehe ich weit und breit keinen einzigen Europäer. Auch gibt es ein paar Businessleute, welche, der Sprache anzunehmen, aus China stammen.

Das Boarding ist bereits schon längst überfällig, und ich frage mich, warum wir so lange warten müssen. Just ertönt aus dem Lautsprecher: „ Aufgrund von faustdickem Nebel in der Mandalay wird sich unser Abflug um rund eine Stunde verzögern. Wir bitte Sie um etwas Geduld, und möchten uns für die Verspätung entschuldigen.“ Nebel im Hochsommer? Ich werde etwas stutzig. Dann, plötzlich, erblicke ich eine Stewardess, welche in Tränen aufgelöst hinter dem Desk hervorkommt. Ich frage sie, was denn hier vor sich geht. Sie gesteht mir, dass heute zum ersten Mal Flüge vom neu gebauten Inlandterminal stattfinden. Rasch überprüfe ich die Infos online,  – und in der Tat, heute ist der erste Tag der Inbetriebnahme des neu eröffneten Terminals! Das ist also die Erklärung für den Nebel in der Mandalay.

Im Landesinnern und Schweizer Pioniere

Dann geht aber die Reise ins Herzen des Landes los. Die Mandalay ist auch der Landeort meiner beiden Inspirationsfiguren, Bertrand Piccard und André Boschberg. In der Mandalay hatte Bertrand Piccard eine Ballontour gestartet und sich burmesische Freunde gemacht. Später, in 2015, waren André Boschberg und Bertrand Piccard mit der Impulse 2 , dem ersten Solarflugzeug, während ihrer Welttour von Indien nach Myanmar geflogen. Die beiden Schweizer Pioniere waren damals wie Staatschefs von den burmesischen Behörden empfangen worden. Piccard beschreibt im jüngst erschienenen Buch „Objectif Soleil“, wie sie in der Mandalay vom Volk gefeiert wurden. Die ABB hat daraufhin Solarzellen für abgelegene Dörfer in Myanmar gestiftet.

Während ich gedanklich bei Solar Impulse bin, erreicht mich ich eine Nachricht aus der Schweiz. Ein Kaffeeröster schreibt mir, dass seine Freunde zur Zeit auf Ballonfahrt in Bagan sind, und möchte wissen, ob ich ein paar Kilo Myanmarkaffee liefern kann. Der grüne Kaffee werde via seinen Freund den Weg in die Schweiz finden. Bei dieser leidenschaftlichen Anfrage  muss ich nicht zwei Mal überlegen, und nehme mir vor, die besten Kaffeemuster aufzutreiben, damit dieser Röster mein erster Kunde in der Deutschschweiz wird. Dies ist ein sehr schöner Moment, in welchem der Entschluss reift, das eingeschlagene Abenteuer mit all‘ seinen Risken fortzusetzen.