Auf Jade folgt Kaffee

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Ankunft in Pwin Oo Lwin, Mandalay

 

Die Sonne reflektiert auf dem alten Eisentor der Kaffeefarm. Auf einer Willkommenstafel mit grünem Hintergrund entziffere ich die burmesischen Lettern: Ngu Shweli Kaffee Farm.

Der Produzent und ich sind nicht mehr Fremde. Bereits ein Jahr zuvor durfte ich den wundersamen Ort in Pwin Oo Lwin besuchen. In der Einfahrt wartet schon Tun Min Than, der Sohn des Besitzers der Kaffeefarm. Ich muss wieder an unsere erste Begegnung im Dezember 2015 denken, welche von Tun Min Than’s „Master“ eingefädelt worden war. Sein Master ist Dozent beim staatlichen Coffee Department und verfügt über ein beeindruckendes Wissen zu Kaffeeanbau und -verarbeitung. Beim letzten Besuch hörte ich ihm mit Hochachtung zu, aber mir wurde rasch klar, dass er sich über seine Übersetzeraufgabe hinaus eigene Businessvorteile verschaffen wollte. „ Ich möchte mit Tun Min Than direkt verhandeln und jegliche Broker im Business vermeiden“, teilte ich ihm während des Rundgangs des rund 55 hektarengrosse Estates en passant mit.

Wir gelangen zum Haupteingang der Farm. Tun Min Than’s Mutter kommt uns entgegen. Sie ist eine äusserst herzliche Freu und lädt zu hausgemachtem Kaffee ein. In einem kleinen Raum sitzen wir auf einem Sofa dicht nebeneinander und knabbern geröstete Macadamianüsse und Butterkekse. Das Aroma des frischgebrühten Kaffee füllt den Raum mit exotisch nussig-erdiger Süsse…

Als U Kyaw Sein, Tun Min Than’s Vater zur Türe eintritt, muss ich lächeln.  Er schlurft gemütlich in seinen Zehensandeln vor sich her, knotet seinen schiefgeratenene Longyi zu recht und setzt sich in den tiefen Sessel.

-U Kyaw Sein – Herr Kyaw Sein, spreche ich ihn an. Es freut mich sehr, Sie wieder zu sehen. Wie geht es Ihnen? Wie steht es um die neue Ernte?

-Willkommen zurück in Myanmar. Danke, es geht soweit in Ordnung. Wissen Sie, dies ist nicht mehr neu für mich.

-Was meinen Sie denn, lieber Herr Kyaw Sein?

-Seit vierzig Jahren kehrt die Kaffeeernte jährlich zurück. Das ist nicht mehr neu für uns.

-Was hat Sie denn schon vor vierzig Jahren bewegt, Kaffee anzupflanzen?

-Mein Jadegeschäft lief damals nicht besonders gut. Zu dieser Zeit war in dieser Region der Opiumanbau vorherrschend, doch die Regierung wollte ihn zu verbieten. So beschloss ich, Kaffee anzupflanzen. Kaffee schmeckt nicht nur hervorragend in der Tasse, sondern hat auch aufpuschende und heilende Wirkung. Übrigens, darf ich Ihnen eine Tasse davon anbieten?

Ich nicke und nehme einen kräftigen Schluck. Die Verhandlungen können beginnen.